Wachablösung?

Am Sonntag findet eines der größten Sportereignisse des Jahres statt. 40000 Amateure und Profis gehen beim 39. Londoner Marathon an den Start. Das Rennen beginnt in Blackheat und endet am Buckingham Palast.

In den vergangenen Jahren war der London Marathon ganz in kenianischer Hand. 13 der letzten 15 Austragungen bei den Herren wurden von einem Läufer aus Kenia gewonnen. Die beiden anderen Siege gingen 2010 und 2013 an Tsegaye Kebede aus Äthiopien.

Und auch bei den Frauen kamen sieben der letzten Acht Sieger aus Kenia. 2015 sicherte sich die Äthiopierin Tigist Tufa den Sieg.

Kipchoge geht als Favorit an den Start

Während die mediale Aufmerksamkeit im Vorfeld zu großen Teilen auf Mo Farah gerichtet ist, erwarten die meisten Experten einen Sieg von Dreifach-Sieg und Rekordhalter Eliud Kipchoge. Der 34-Jährige hat drei der letzten vier Marathons in London gewannen und hält eine Quote von 1.68 auf einen erneuten Triumph in der englischen Hauptstadt.

Kipchoge hat in seiner Karriere elf Marathons absolviert und davon beeindruckende zehn gewonnen. Nur 2013 in Berlin reichte es lediglich für den zweiten Rang. Sein Sieg im vergangenen Jahr in Berlin lieferte gleichzeitig einen neuen Weltrekord von 2:01:39.

Tragen die Zuschauer Farah zum Sieg?

Es könnte in diesem Jahr zu einem echten Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Farah und Kipchoge kommen. Lokalmatador Farah konnte im vergangenen Jahr den Marathon in Chicago gewinnen und hat nun die Erfahrung eines Top-Level-Erfolgs. Der Brite wird alles daran setzen mit einer Quote von 4.00 den Sieg in London zu holen. Die letzten sechs Monate hat er sich hierfür in Äthiopien vorbreitet. Der in Mogadishu geborene Star wurde im letzten Jahr Dritter in London und gewann im letzten Monat Londons Big Half.

Der mittlerweile 36-jährige Farah hat schon einige Kilometer in den Beinen und hat Kipchoge, Wilson Kipsang und Daniel Wanjiru als seine härtesten Rivalen erklärt. Kipsang, der den London-Marathon bereits 2012 und 2014 gewonnen konnte, geht mit einer Siegchance von 13.00 an den Start.

Wanjiru sicherte sich 2017 den Sieg und zeigte zuletzt mit einem dritten Platz beim Big Half eine gute Leistung. Der 26-Jährige hält eine Quote von 17.00 auf den Sieg, ist aber wohl dennoch nicht der gefährlichste Kenianer. Das liegt daran, dass Abraham Kiptum mit einer Quote von 13.00 als potenzieller Sieger gehandelt wird. Kiptum zählt zu den Top-Leuten Kenias und von seiner Fähigkeit, das Tempo aufrechtzuerhalten, könnten auch andere profitieren.

Äthiopiens Hoffnungen ruhen auf Kitata

Mit gerade einmal 22 Jahren gilt Tola Shura Kitata bereits als der kommende Marathon-Star. Dieser Sport wird in der Regel von der älteren Generation dominiert. Was vor allem an der Erfahrung und dem jahrelangen Training liegt. Doch Kitata scheint dieser Trend egal zu sein.

Im Vorjahr sicherte er sich bereits den zweiten Platz und auch den Marathon in New York schloss er als Zweiter ab. Nun peilt er seinen ersten großen Triumph in London mit einer Quote von 8.50 an. Die Konkurrenz ist groß, aber wenn er es schafft, sich in der Topgruppe zu halten, könnte der Sieg greifbar sein.

Keitany kann zurückschlagen

Auch bei den Frauen war der London Marathon in den letzten Jahren in kenianischer Hand. In diesem Jahr peilt Mary Keitany den Sieg an, nachdem sie sich 2018 mit Platz fünf zufriedengeben musste. Die 37-Jährige gilt mit einer Quote von 2.75 als große Favoritin und mit ihren Siegen 2011, 2012 und 2017 in London hat sie bereits bewiesen, dass mit ihr zu rechnen ist.

Die zwei letzten Weltrekorde der Frauen wurden in London gelaufen und Keitany hat das Zeug dazu, einen ganz großen Treffer zu landen. Nach der großen Enttäuschung im Vorjahr meldete sich schon im November mit dem Triumph in New York zurück.

Dibabas Abstinenz erhöht den Druck auf ihre Landsfrauen

Tirunesh Dibaba hat bereits zahlreiche gute Leistungen in ihrer Karriere abgeliefert. In London schnappte sie sich bereits einmal den zweiten Platz und ihr größter Erfolg bislang war der Gewinn des New York Marathons. Nicht wenige haben damit gerechnet, dass Dibaba in diesem Jahr in London der große Coup gelingt. Doch letzte Woche gab sie bekannt, dass sie ihr zweites Kind erwartet und daher nicht antreten kann. Die äthiopischen Hoffnungen ruhen daher ganz auf Tadelech Bekele und Roza Dereje, die beide mit einer Siegchance von 23.00 antreten.

Beide haben sich bereits in der Historie verewigt. Bekele wurde im Vorjahr in London Dritte und Dereje gewann im letzten Jahr den Dubai Marathon.

Alle Augen sind auf Cheruiyot gerichtet

2018 ging der Sieg in London an Vivian Cheruiyot, auch bekannt als Pocket Rocket. Cheruiyot steht vor ihrer dritten Teilnahme, aber ihrer ersten als Titelverteidigerin. Im letzten Jahr verwies sie Keitany mit einer Zeit von 2:18:31 Stunden auf den zweiten Platz. Ein abermaliger Sieg der 35-Jährigen ist in diesem Jahr mit einer Quote von 4.00 angesetzt. Dass sie im vergangenen Monat in einer Weltrekordzeit von 1:06:33 den Halbmarathon von Lissabon gewinnen konnte, zeigt, dass sie in hervorragender Verfassung ist.

Talent alleine reicht nicht

Keitany zählt gemeinsam mit ihren Landsfrauen Brigid Kosgei und Gladys Cherono zu den großen Favoritinnen. Alle drei stehen in der Gesamtwertung aktuell bei 25 Punkten. Cherono konnte zuletzt erfolgreich ihren Sieg beim Berlin-Marathon verteidigen und schaffte im vergangenen Jahr in der deutschen Hauptstadt ihre persönliche Bestleistung von 2:18:11. Im vergangenen sicherte sie sich in London den vierten Platz und peilt nun ihren ersten Sieg an.

Kosgei gewann im letzten Jahr den Chicago Marathon. Wie auch Cherono hält sie in diesem Jahr eine Quote von 6.00 auf den Sieg, während mit Linet Masai eine weitere Kenianerin für Aufsehen sorgen könnte. Die Weltmeisterin über 10.000 Meter von 2009 landete in Lissabon auf Rang vier und verfügt zweifelsohne über die Geschwindigkeit, ganz vorne mitzuhalten. Allerdings gibt es Zweifel an ihrer Ausdauer. Im vergangenen Jahr lieferte sie in Amsterdam eine Zeit von 2:23:46 ab und mit einer Quote von 15.00 sind ihre Siegchancen für London etwas dünn.