Bundesliga – Der große Saison-Rückblick

Der Hamburger SV ist zum ersten Mal in der Geschichte aus der Bundesliga abgestiegen. Da half auch ein allerletztes Aufbäumen am letzten Spieltag nichts. Seit dem Gründungsjahr 1963 der Bundesliga war der HSV ununterbrochen Dauergast in Deutschlands höchster Spielklasse. Nach mehreren Flirts mit dem Abstieg in den letzten Jahren ist der Niedergang nun besiegelt.

Unabhängig von Hamburgs Bemühungen im Abstiegskampf noch die maximalmögliche Punktzahl einzufahren, sicherte sich der VfL Wolfsburg am letzten Spieltag den Relegationsplatz und schickte die Norddeutschen damit endgültig in die Zweitklassigkeit. Die Wölfe dagegen bleiben auch 2018/19 erstklassig. Die Niedersachsen gewannen beide Relegationsspiele gegen Holstein Kiel und sicherten sich damit, wie schon im Vorjahr, im letzten Moment den Klassenerhalt.

Mit Jupp Heynckes verlässt dagegen ein ganz Großer die Fußballbühne. Souverän führte er den FC Bayern München in der abgelaufenen Spielzeit zur Meisterschaft. Als Profi wurde er Welt- und Europameister, als Trainer gewann er alles, was es zu gewinnen gab. Nun tritt der 73-Jährige seinen wohlverdienten Ruhestand an.

Der Trainer der Saison

Und auch wenn wir in dieser Kategorie gerne Jupp Heynckes, nicht nur wegen seiner Erfolge, sondern auch aufgrund seiner Attitüde ausgezeichnet hätten, geht der der Titel des „Trainers der Saison“ in an Domenico Tedesco. Der heute 32-Jährige war kaum jemanden ein Begriff, ehe er vor rund einem Jahr den Abstieg aus der zweiten Bundesliga mit Erzgebirge Aue abwendete. Auf Schalke aber hatte man den gelernten Wirtschaftsingenieur mit italienischen Wurzeln bereits auf der Agenda. Im Juli 2017 wurde der junge Übungsleiter dann als Chefcoach der Königsblauen vorgestellt – das sollte sich bezahlt machen. Tedesco führte die Knappen in der abgelaufenen Spielzeit auf den zweiten Platz. Dabei traf er keineswegs unumstrittene Entscheidungen. So setzte er den langjährigen Kapitän und Weltmeister Benedikt Höwedes ab und ließ ihn zu Juventus Turin in die italienische Serie A ziehen. Unvergessen aber bleibt das Derby gegen Erzrivale Borussia Dortmund im vergangenen November. Zur Halbzeit lag Königsblau bereits mit 0:4 in Rückstand, am Ende stand es 4:4-Unentschieden! Und mit einem Sieg über den Nachbarn im Rückspiel sicherte Schalke schließlich auch den zweiten Platz und gab diesen bis zum Saisonende nicht mehr ab.

 Team der Saison

Bayern München startet in jede Saison mit dem Anspruch die Meisterschaft zu gewinnen. Doch zu Beginn der abgelaufenen Spielzeit sah es nicht einmal annähernd danach aus, als würde diese Vorhaben aufgehen. Schnell übernahm Borussia Dortmund die Tabellenführung und setzte sich mit satten sieben Punkten vor den Bayern ab. Hinzu kam eine herbe Niederlage in der Gruppenhase der Champions League gegen Paris Saint-Germain. Es war Zeit für eine Veränderung und Trainer Carlo Ancelotti musste seinen Hut nehmen. Jupp Heynckes kehrte aus dem Ruhestand zurück und mit begann auch die Saison der Bayern. Infolge gewannen sie neun von zehn Bundesligapartien, womit sie in der Winterpause praktisch ihren sechsten Meistertitel in Serie in der Tasche hatten. Robert Lewandowski und Thomas Müller wiedererstarkten im Angriff und Lewandowski wurde mit 29 Treffern, 14 Tore mehr als jeder andere Spieler, Torschützenkönig der Bundesliga. Am ende führten die Bayern die Tabelle mit 21 Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Schalke 04 an. Und wie könnte es auch anders sein, geht das Starensemble aus der bayerischen Landeshauptstadt auch in die nächste Saison mit einer Titelchance von 1.15 als Favorit.

Top-Spieler der Saison

Es war die Saison des James Rodriguez, die mit der souveränen Meisterschaft des FC Bayern München endete. Seine Tore und Vorlagen waren ausschlaggebend für die enormen Leistungen des bayerischen Spitzenklubs. Doch sein Beitrag, von einer ungewohnt tieferstehenden Position aus, am Spiel, bedarf eines Extra-Lobs. Der südamerikanische Superstar stahl in seiner Debütsaison allen die Show und belebte mit seinen sieben Toren und elf Assists das Offensivspiel des Rekordmeisters.

Flop der Saison

Vor vier Jahren, im ehrwürdigen Maracana-Stadion in Rio de Janeiro, begann der Stern von Mario Götze so richtig zu leuchten. Der offensive Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund saß zu Beginn des WM-Finals zwischen Deutschland und Argentinien auf der Bank und kam zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit mit den Worten von Bundestrainer Joachim Löw „zeig der Welt, dass du besser bist als Messi“ aufs Feld. Der Rest ist Geschichte. Seither allerdings läuft es für den Dortmunder nicht wirklich. Bei einer Umfrage des Fußball-Magazins „Kicker“ ist er gar zum dritten Mal in Folge zum schlechtesten Spieler der Saison gewählt worden. Dabei wäre Mario Götze in dieser Saison der Schlüsselspieler der Dortmunder gewesen, wäre die Spielzeit im Dezember beendet gewesen. Doch mit dem Amtsantritt von Peter Stöger schwanden seine Einsatzzeiten in der Rückrunde und seine Leistungen wurden schwächer. Stöger wollte zunächst die anfällige Defensive des BVB stabilisieren und beorderte Götze von seiner eigentlichen Rolle als Spielmacher, zurück auf eine etwas tieferstehende Position. Auf Götze hätte diese Rolle nicht schlechter passen können. In Folge versuchte er sich weniger durch seine technischen Fertigkeiten zu behaupten, als durch körperliche Bemühungen. Vorbei war es mit dem dynamischen Zehner aus der Hinrunde und Götze sah nicht nur frustriert aus, sondern lieferte auch entsprechende Leistungen ab.

Größter Überflieger der Saison

Seit seinem Wechsel aus der französischen Ligue 1 vom FC Nantes im Juli 2017 schaffte es Amine Harit auf 31 Ligaspiele für den FC Schalke 04 und hatte mit seinen drei Treffern und sechs Vorlagen erheblichen Anteil daran, dass die Knappen die Saison auf dem zweiten Platz beendeten. Der 20-Jährige überzeugte mit seiner Agilität und die Gegner hatten ihre liebe Mühe den marokkanischen Nationalspieler vom Ball zu trennen. Für einen Offensivspieler gewann er zudem starke 53 Prozent seiner Zweikämpfe. Kein Bundesligaspieler dribbele öfter einen Gegenspieler aus wie Harit. Damit war er in 115 von 204 Dribblings erfolgreich. „Ich bin wie eine Gazelle. Weil ich mich auf dem Spielfeld überall durchschlängle an den Spielern vorbeirenne“, sagte er über sich selbst. Gemeinsam mit Eintracht Frankfurts Kevin Prince Boateng war er in der abgelaufenen Spielzeit mit 94-mal der meistgefoulte Spieler der Liga. Alle 22 Minuten wurde der in Frankreich geborene Afrikaner mit unfairen Mitteln gestoppt.

Der Blick auf die untere Tabellenhälfte

Wolfsburg hatte am letzten Spieltag das Glück, dass sie gegen die bereits abgestiegenen Kölner ranmussten. Mit einem 4:1-Sieg über die Domstädter beendete sie die Saison auf dem 16. Platz. Beide Relegationsspiele gegen Kiel wurde gewonnen und so sind die Wölfe auch in der nächsten Saison erstklassig. Ganz zum Leidwesen des Hamburger SV. Der Bundesliga-Dino muss erstmals seit Gründung der Bundesliga 1963 den Gang in die zweite Liga antreten. Nach mehreren Spielzeiten, in denen die Nordlichter das Ruder noch in der letzten Sekunde abwenden konnten, reichte auch in Sieg über Gladbach am 34. und letzten Bundesliga-Spieltag nicht mehr.