Serie A – Der große Saison-Rückblick

Die Saison 2017/18 sollte einen Wandel für die Serie A bedeuten. Der erstmalige Einsatz von Videotechnologie sollte die von den großen Klubs bevorzugte Polemik beenden und die hohen Transferausgaben des AC Mailand sollten die Lombarden wieder zum Titelanwärter machen. Serienmeister Juventus Turin machten nach den Abgängen der Leistungsträger Leonardo Bonucci und Dani Alves angeschlagen aus.

Am Ende aber war alles wie immer. Juventus Turin holte den siebten Scudetto in Folge und profitierte von einer schwachen Schiedsrichterleistung im entscheidenden Moment. Milan landete auf dem enttäuschenden sechsten Platz.

Und dennoch ereignete sich so Vieles, was es zu erwähnen gibt. Der SSC Neapel, obwohl gegen Ende etwas stotternd, spielte eine unglaubliche Saison und wurde damit zur ersten Mannschaft, die mit mehr als 90 Punkten nicht die Serie A gewann. Der AS Rom erreichte unter Trainer Eursebio di Francesco das Halbfinale der Champions League und Lokalrivale Lazio Rom erzielte satte 89 Tore in 38 Spielen. Junge Talente wie Sergej Milinkovic-Savic und Cengiz Under, Patrick Cutrone, Federico Chhiesa oder Pietro Pellegrini, der zum jüngsten Spieler der Serie-A wurde, der je ein Double gewinnen konnte, brachten die Fans zum Staunen. Und auch die Zuschauer strömte vermehrt in die Stadien. Die Zuschauerzahl stieg um fast 2.500 Menschen pro Spiel.

Der Trainer der Saison

Den Titel „Trainer der Saison“ hätte Simone Inzaghi verdient gehabt. Er hat aus Wasser Wein gemacht, Taktiken entwickelt die die Stärken seiner Spieler wie Luis Alberto und Ciro Immobile zum Vorschein brachten. Und er ließ einen direkten Stil spielen, der sowohl effektiv als auch unterhaltsam war. Doch einige fragwürdige Auswechslungen in Lazios letzten Spiel gegen Inter führten zu einem unrühmlichen Saisonabschluss. Luciano Spalletti, Trainer von Inter Mailand, hat es ebenfalls verdient, dass seine Name in dieser Kategorie diskutiert wird. Er führte sein Team zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder in die Champions League. Auch könnte man für Maurizio Sarri plädieren, der Neapel im Titelkampf hielt, trotz verletzungsbedingter Ausfälle von Arkadiusz Milik und Faouzi Ghoulam. Doch seine Rotationen der Startelf haben dazu geführt, dass Napoli gegen Ende Punkte liegen ließ. Di Francesco beeindruckte mit der Roma, doch seine bestes Werk lieferte auf internationaler Ebene in der Champions League ab. Und so geht der Titel an Massimiliano Allegri. Der Meistertrainer selbst sagt gerne, dass ein Trainer maximal einen fünfprozentigen Einfluss auf die Leistung seiner Spieler haben kann, und dennoch ist seine Fähigkeiten auf Spielverläufe einzuwirken, nicht aus der Welt zu leugnen. Es gab Zeiten in dieser Saison, in denen es in Turin nach Chaos roch. In 37 Spielen schickte Allegri 36 verschiedene Startformationen aufs Feld und Juventus spielten zum Teil schwerfälligen Fußball. Aber, sie beendeten die Saison mit 95 Punkten und dem vierten nationalen Double. Auch als es zu Beginn gegen Lazio, Inter und sogar Neapel nicht reichte, als Juventus Turin bereits mit vier Punkten auf die Spitze hinterherhinkte, fand Allegri einen Weg seine Mannschaft wieder auf die Siegerstraße zu führen.

Team der Saison

Juventus holte das Double mit der siebten Meisterschaft in Serie und dem Gewinn der Coppa Italia. Es sah zu Beginn danach aus, als würde die Alte Dame vom Thron gestoßen werden, doch es kam anders. Juve war über die gesamte Spielzeit hinweg einfach zu stark und wurde durch die Neuzugänge von Blaise Matuidi, Douglas Costa und Federico Bernadeschi von Spiel zu Spiel stärker. Unter Trainer Massimiliano Allegri hat sich Juve stets dann behauptet, wenn es darauf ankommt. Er hat aus dem Rekordmeister eine gut geölte Maschine gefertigt, die ihre Souveränität nicht zuletzt aufgrund einer Titelchance von 1.68 auch auf absehbare Zeit nicht aufgeben wird.

Top-Spieler der Saison

Sein Mitspieler Ciro Immobile wurde Torschützenkönig der Serie A und Luis Alberto hatte mehr Vorlagen als er, doch Sergej Milinkovic-Savic von Lazio Rom war der herausragende Akteur dieser Saison. Zwölf Tore aus dem Mittelfeld sprechen für sich. Aber um seine Leistungen zu würdigen, muss man die Mischung des serbischen Mittelfeldspielers aus Kraft und Finesse gesehen haben. Allerdings sieht alles danach aus, als würde er diesen Sommer verkauft werden. Und in dieser Post-Neymar-Transfer-Ära ist die ausgerufene Summe von mehr als 100 Millionen Euro für den Offensivspieler keineswegs utopisch.

Flop der Saison

Alle haben in der abgelaufenen Saison Großen vom AC Mailand erwartet. Eingetroffen ist es nie. Nach der Verpflichtung von zehn neuen Spieler lastete der Druck auf Trainer Vincenzo Montanello, das Team auf einen Top-Vier-Platz zu führen. Stattdessen aber fand der Coach nie die richtige Formation. Zu früh in der Saison unterlag man in wichtigen Spielen, in Folge musste Montanella die Lombarden verlassen. Für ihn sprang der früherer Milan-Star Genneraro Gattuso in die Bresche. Gattuso, als Spieler bekannt für seine Kompromisslosigkeit, verbesserte die Dinge und half der Mannschaft sich immerhin noch für die Europa League zu qualifizieren. Die 0:4-Pleite gegen Juventus Turin im Endspiel der Coppa Italia aber zeigte die große Lücke auf, die nach wie vor zwischen den Rossoneri und dem Meister klafft. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieses Team entwickelt und ob es gelingt, an die glorreichen Zeiten der frühen 1990er oder Mitte der 200er Jahre anzuknüpfen.

Der Blick auf die untere Tabellenhälfte

Nach zwei Jahren Erstklassigkeit muss der FC Crotone den Gang in die Serie B antreten. Die Kalabrier hätte am letzten Spieltag mit einem Sieg die Klasse halten können, mussten sich aber bei Vizemeister SSC Neapel geschlagen geben. Die Konkurrenz im Kampf um den Abstieg, Chievo Verona, Udinese und Cagliari, konnten hingegen gewinnen und entledigten sich so ihrer Abstiegssorgen. Auch das vor dem letzten Spieltag mit Crotone punktgleiche SPAL Ferrara holte drei Punkte. Zuvor standen bereits Hellas Verona und Benevento als Absteiger fest.

Der emotionalste Moment

Der plötzliche Tod von Fiorentinas Kapitän Davide Astori am 4. März im Alter von 31 Jahren war ein Schock für die Fußball-Welt. Daraufhin wurden alle vorgesehen Spiele an diesem Tag abgesagt. Einer der besten Spieler Italiens war zu früh gegangenen. Wochenlang wurde dem Spieler Ehrerbietung dargebracht. Sein Vermächtnis blieb in Form einer Sieben-Treffer-Serie ungeschlagen, die Fiorentina dazu verhalf, sie im oberen Teil der Tabelle anzusiedeln. Traurigerweise wird dies eine Saison sein, die die Spieler und Fans nie vergessen werden.